Heute ist der Startschuss für die legendäre Chelsea Flower Show gefallen. Ich habe bereits im Januar eine Tageskarte für den 27. Mai ergattert und freu mich sehr darauf. Es soll ja ein Spektakel sein!
Schon eine Woche vor Beginn der Show sind die Stadtteile Chelsea und Belgravia mit überbordenden Blumeninstallationen geschmückt. Also mache ich mich heute auf nach Chelsea und fahre mit der Tube bis zum Sloane Square. Das Wetter ist freundlich, die vielen Menschen, die sich hier tummeln sind es auch. Jedes Schaufenster, jeder Platz ist wunderbar geschmückt. Boutique reiht sich an Boutique, alles sehr edel, alles sehr teuer. Aber gucken kostet nichts, also auf geht‘s!
Peggy Porschen, die Kuchen-Königin aus Deutschland, hat ziemlich weit vom Sloane Square entfernt eines ihrer Kuchenparadiese. Ich bin jedes Mal erstaunt darüber, wie winzig dieses Geschäft ist. Auf den vielen Instagramm-Bildern, die täglich millionenfach gepostet werden, sieht es so viel grösser aus.
Aber die Cookies, Muffins und Torten, die man hier für viel Geld erstehen kann sind wirklich Kunstwerke und viel zu schade, um gegessen zu werden. Also gucke ich nur und wandere weiter.
Der Farben-und Muster-Tempel von Tricia Guild (Designers Guild) ist jetzt nicht mehr weit entfernt. Und ich werde nicht enttäuscht. Die neuen Farbkombis sind ausgestellt und einfach wunderbar! Allerdings ist der kleine Showroom gut besucht und so schau ich nur durchs Fenster rein…
Ich gönn mir eine eisgekühlte Schokomilch von Knoops und mach mich auf den Rückweg zum Sloane Square.
Vor dem Eingang zur Tube Station stehen die Menschen Schlange, es geht seeeehr langsam vorwärts. Der Stationsvorsteher gibt Anweisungen und verliert zwischendurch auch mal die Geduld. Der Bahnsteig füllt sich laufend mit Menschen, welche sich dann in die bereits vollgestopften Züge quetschen. Ich warte zusammen mit einigen anderen geduldigen Menschen ganz vorne in Fahrtrichtung und nach wenigen Zügen lichten sich die Wagons und wir reisen bequem zur Westminster Bridge…
Jetzt bin ich schon drei Wochen in London, aber das Super-Touristen-Magnet habe ich immer nur von Weitem gesehen…also höchste Zeit, „Big Ben“ zu besuchen und ein Bad in der Menge zu nehmen.
Wie immer ist hier in der Nähe der Westminster Bridge ein Gewusel, aber heute ist es besonders voll, weil die Gewerkschaften zu einem Streik aufgerufen haben und viele sich hier in der Nähe beim Churchill-Denkmal versammeln. Ich möchte mir das Parlamentsgebäude von Nahem ansehen und versuche, die Menschenmengen so gut wie möglich zu ignorieren…nicht ganz einfach…
Plötzlich heulen Sirenen, Motorräder mit lautem Gehupe kündigen einen Konvoi von mehreren sehr teuer aussehenden dunklen Limousinen an…ich bin sofort interessiert und denk so im Stillen *oh, vielleicht sind das ein paar Royals, welche von der Chelsea Flower Show heimkehren*.
Ich guck also ein bisschen genauer hin und Tadaaaaah! Da sitzt der König und die Königin im Bentley, keine 10 Meter von mir entfernt… mein Puls erhöht sich merklich, ich bin ganz gerührt und denk * ach, wie klein sie in diesem grossen Auto wirken*
Nach einer halben Minute ist der Konvoi an mir vorbei gefahren und ich muss sofort Christoph eine SMS schreiben. „ICH HABE SOEBEN DEN KÖNIG UND DIE KÖNIGIN GESEHEN!
Im weichen Licht strahlt das Parlamentsgebäude golden und zeigt sich von seiner schönsten Seite. Nicht nur der Elisabeth Tower ist beeindruckend, auch der Victoria Tower ist wunderschön.
Ich muss immer ein wenig schmunzeln, wenn die London-Touristen erzählen, wie gut ihnen Big Ben und das Parlamentsgebäude gefallen hätten….ich glaube, nur sehr wenige Menschen haben Big Ben schon von Nahem gesehen….aber hören kann man ihn jede Stunde….
Ich spaziere ein wenig in diesem Viertel umher, meistens ganz alleine… und gelange so zur Westminster Abbey. Sie ist von allen Seiten beeindruckend!
Über die Westminster Bridge gelange ich ans südliche Themse-Ufer. Der Palace of Westminster wirkt wie ein Scherenschnitt…
Von der Brücke aus kann man das Covid-Memorial sehen. 500 Meter lang erstreckt sich das Memorial entlang der Themse. Unzählige rote Herzen mit Namen und Botschaften erinnern an die Opfer der Pandemie. Jedes Herz ein Mensch, jedes Herz Hinterbliebene…in dieser grandiosen Stadt werde ich immer wieder daran erinnert, was die Pandemie für die Menschen bedeutet haben muss, mit welchen Schwierigkeiten und Ängsten sich alle auseinander setzen mussten… und wieviel Freiheiten ich in der Schweiz hatte, auch wenn es Einschränkungen und Komplikationen gegeben hat. https://www.nationalcovidmemorialwall.org/
Ich gehe der Wand entlang und mein Herz ist schwer.
Vorbei am London Eye wandere ich zur Golden Jubilé Bridge und geniesse den Ausblick. Zum ersten Mal vermisse ich Christoph. Alleine zu sein unter lauter Paaren, Familien und Gruppen fällt mir heute schwer.
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